Autonomie und Aroma

Essen wollen wir alle. Kochen auch? Da scheiden sich die Geister. Manche erheben es zur Kulthandlung, anderen reicht es, wenn im Fernsehen gekocht wird. Kochen wird als kreative, sinnliche, meditative Tätigkeit erlebt, die Spaß macht oder auch als Belastung und stressige Verpflichtung, auf die frau gut verzichten könnte. Angeblich sind die Männer eher die Lustköche (Hobby, Wochenende, Gäste!) und viele Frauen können aufgrund der täglichen Verpflichtung zum Kochen (Kinder!) dem Lustprinzip nur selten oder gar nicht frönen.

Kochlust gegen Kochfrust – wie wird das Match ausgehen? Ich halte das in erster Linie für eine Frage der Rahmenbedingungen: Gibt es Zeit dafür im Alltag? Kann ich mir die Zeit nehmen? Wie setze ich meine Prioritäten? Wie schaut die Arbeitsteilung zum Beispiel in Familien aus? Welchen Stellenwert hat das Kochen in der Gesellschaft – abseits von Starköchen und Kochshows im Fernsehen?

Das sind einige der Fragen mit denen ich mich beschäftige und über die ich hier schreiben möchte.

Ist es überhaupt wichtig selbst zu kochen? Ich denke, ja. Für mich ist kochen ein Ausdruck von Autonomie. Mündige EsserInnen kommen nicht darum herum, selbst zu kochen. Immer nur Restaurant oder Essen aus dem Supermarkt kann´s ja wohl nicht sein.

Daher zum Einstand ein Lieblingsrezept: Die „aromatische Basis“ eignet sich als Grundlage für Suppen und Schmorgerichte und sorgt für geschmackliche Dichte und wunderbaren Duft: Zwiebel, Karotte, Stangensellerie in feine Stücke schneiden, Rosmarin und Salbei hacken und alles bei mittlerer Hitze in Olivenöl braten, bis es duftet. Das dauert etwa 10 Minuten.

Gehackter Knoblauch kommt erst gegen Ende dazu, damit er nicht verbrennt. Gemüse und Kräuter wähle ich nach Vorhandensein, Lust und Laune bzw. weiteren Plänen. Auch Petersilwurzeln, Fenchel und Lauch eignen sich, ebenso Thymian. Manchmal kommt auch Speck dazu. Chili darf auch sein. Die aromatische Basis wird mit roten Linsen, Wasser und Tomatenstücken zu einer mediterranen Linsensuppe, mit Hühnerkeulen und Tomatenpolpa zu einem perfekten Schmorgericht. Es gibt unzählige weitere Verwendungsmöglichkeiten, die alle eines gemeinsam haben: Sie sorgen für ein dichtes Geschmackserlebnis und ein warmes Gefühl im Bauch. In Italien heißt die aromatische Basis „Sofritto“ und wie das auch physikalisch genau funktioniert, weiß ich aus Hans Gerlachs wunderbarem Buch „Kochen fast ohne Rezept“. www.food-und-text.de

 

 

Autor: sonja
Datum: Dienstag, 5. Februar 2008 11:52
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